Severin Travel Africa / Buschtrommel / Astrid Cantauw erkundet Simbabwe

Simbabwe November 2019

Das Land der Victoriafälle, touristischer Rohdiamant oder einfach das Ziel für alle, denen Botswana zu teuer ist. So wurde mir Simbabwe im Vorfeld beschrieben.

Dass aber Simbabwe noch viel mehr zu bieten hat, davon wollten wir uns selbst ein Bild machen. Die Einladung des Safariveranstalters „IMVELO“ kam da gerade recht.

Ankunft mit Durchblick

Im Vorfeld hatten wir fleißig gebrauchte Brillen gesammelt, um diese unserem Safarianbieter IMVELO für deren grandioses Projekt „Smile & See Safari“ zur Verfügung zu stellen.

Und so war die Ankunft auf dem Flughafen Victoria Falls doppelt spannend. Zum einen staunte ich sehr, was aus dem kleinen Flughafen für ein moderner Bau geworden war, seitdem die Chinesen ihr Investment auch in Simbabwe verstärkt hatten. Zum anderen bangte ich, ob der Zoll meine ca. 100 Brillen und mich passieren lassen würde.

Die abwesend wirkende Beamtin erweckte zwar nicht den Eindruck, sich für unsere Koffer zu interessieren, aber ein bestimmtes „Open the bags, please!“, ließ uns erstarren. Nach und nach wurden alle Brillen aus unseren Koffern ausgebreitet und von den Beamten beratschlagt, was nun mit uns zu tun sei. 

Schließlich einigten wir uns darauf, dass sich beide Beamten eine Brille aussuchen durften. Die beiden probierten ungeniert die verschiedenen Modelle auf, entschieden sich für zwei und ließen uns passieren. Eine zunächst witzige Episode, die uns aber eines der großen Dilemmas Afrikas sehr praxisnah aufzeigte. 

Die Georges Lodge am Rande der Schlucht

Die Fahrt zu unserer ersten Station, der Georges Lodge, zeigte uns das nächste Problem des Landes: eine seit März andauernde Dürre, die schlimmste seit 40 Jahren, hatte die Region in eine staubige Landschaft verwandelt.

Unsere Lodge, die einen der spektakulärsten Ausblicke in ganz Afrika bietet, war der ideale Ausgangspunkt, um das Land zu erkunden.

Die komfortablen Unterkünfte direkt an der Klippe bieten sowohl Luxus als auch Nähe zur Natur, und der Sonnenaufgang über der spektakulären Batoka Schlucht zaubert uns heute noch ein Lächeln aufs Gesicht.

Die Georges Lodge befindet sich 22 km von der Stadt Victoria Falls und 19 km vom Victoria Falls Flughafen entfernt. Die Distanz zu den Fällen wird durch fantastische Ausblicke auf die Sambesi Schlucht wett gemacht! Die Unterkunft besteht aus 10 reetgedeckten Steinchalets mit privater Veranda.

Ein Paar Kaffernadler nistet in der Bucht gegenüber der Lodge und lässt Gäste an ihren Flugkünsten und Balzverhalten teilhaben – oft auf Augenhöhe. Hier haben jedoch nicht nur Adler ihr Zuhause gefunden – auch Lannerfalken, Wanderfalken und Augurbussarde durften wir beobachten.

Am nächsten Tag wartete das erste Abenteuer auf uns. Eine Canyoning Tour durch die beeindruckende Schlucht. Ein besonders schönes Erlebnis, das uns zeigte, dass Victoria Falls zu Recht die „Adrenalin-Hauptstadt Afrikas“ genannt wird.

Andi und Mike, unsere beiden Guides, führten uns nicht nur sicher wieder zur Lodge zurück, sondern berichteten auch viel aus dem Alltag in Simbabwe. Das Land, das einst zu den aufstrebenden des Afrikanischen Kontinents gehörte, litt viele Jahre unter dem Präsidenten Mugabe. Die Hoffnungen in den seit zwei Jahren amtierenden neuen Präsidenten haben sich leider nicht erfüllt.

Alle einsteigen! Per Zug ins Reich der Tiere

Am Nachmittag ging es dann per Bus nach Dete, einer Kleinstadt am Rande des Hwange Nationalparks.

Hier sollte das Highlight unserer Reise starten, eine Fahrt im legendären Elefant Express. Der zum Safarizug umgebaute Wagon brachte uns in ca. 2 Stunden zum Parkeingang.

Und bereits aus dem Wagon sahen wir die ersten Elefanten direkt an den Bahnschienen, der Elephant Express trägt seinen Namen also zu Recht.

Während der Fahrt gab es ein leckeres Mittagessen und den ersten Gin & Tonic, der die Stimmung ansteigen ließ. Diese erreichte ihren Höhepunkt, als die ersten Regentropfen fielen. Die ersten seit März! Spontan begann die Crew begeistert zu singen „It´s raining men!“, und wir stimmten natürlich fröhlich mit ein.

Auf der anschließenden Pirschfahrt Richtung Camp hatten wir bereits richtiges Safariglück. Ein Löwe, der sich an den Überbleibseln eines Elefanten stärkte, Geier, Antilopen und vieles mehr …

Anschließend ging es zu unserer Unterkunft im Hwange Nationalpark. Die Bomani Lodge ist eine authentische Zeltlodge mit allem Komfort und tollem Blick in die Savanne.

Unseren aufmerksamen Kellner „Big Boy“ hatte ich vorher im “Südafrika Magazin“ entdeckt und ihm ein Exemplar mitgebracht. Er war unglaublich happy, sich selbst dort zu sehen, und zeigte den Bericht stolz seinen Kollegen.

Nach einer ruhigen Nacht begaben wir uns am Morgen auf Pirschfahrt und besuchten die Anti Poaching Unit, die sich ganz dem Schutz der Elefanten verschrieben hat.

Bomani bietet tolle Aktivitäten neben den klassischen Pirschfahrten. Auf Reitsafari ging es für uns hoch zu Ross durch die Savanne; dies war auch für Anfänger wie mich ein tolles Erlebnis. Wir besuchten ein kleines Dorf, wo uns der Dorfälteste viel aus dem Leben der Einheimischen erzählte und wir auch sein durchaus gemütliches Haus besuchen durften.

Unser nächste Lodge war die sehr komfortable Camelthorn Lodge. Die acht Forest Tree Villas befinden sich im wunderschönen Akazienwald und lassen keine Wünsch offen.

Tischsets aus 750.000 Simbabwe – Dollar Scheinen erinnerten uns an die wahnsinnige Hyperinflation, unter der das Land seit Jahren zu leiden hat. 

Am Abend sahen wir eine sehr eindrucksvolle Präsentation über IMVELO. Das Motto „Connecting People and Wildlfe“ wird perfekt umgesetzt, nicht nur durch die „Smile & See Safari“, für die wir besagte Brillen im Gepäck hatten. In einem Land wie Simbabwe liegen einfach unglaubliche Hoffnungen auf dem Tourismus, den wir hier gerne unterstützen möchten.

Ab in die Wildnis

Am nächsten Tag machten wir uns auf den Weg quer durch den Hwange Nationalpark in das sehr abgelegene Jozibanini Camp, ein ganz besonderer Platz für Naturliebhaber.

Unterwegs bauten unsere Guides mit wenigen Mitteln einen kleinen „Buschgrill“, auf dem sie für uns wahre Köstlichkeiten zauberten. Mit Blick auf eine Elefantenherde genossen wir das Mittagessen, bevor wir am Nachmittag das Camp erreichten.
Die komfortablen Zelte bieten wunderschöne Ausblicke in die Natur. Auf die Frage, was das gleichmäßige Geräusch sei, das in der Ferne zu hören ist, meinte unser Guide „This is the heartbeat of Hwange“. Dieser „Herzschlag“ war das Geräusch der durch IMVELO finanzierten Wasserpumpen, welche gerade in der Trockenzeit die Wasserlöcher für die Wildtiere auffüllen.

Wie dringend dies benötigt wird, erlebten wir am Nachmittag hautnah. Im „Hide“, einem Versteck direkt am Wasserloch, beobachteten wir die sanften Riesen und gingen mit den Elefanten auf Tuchfühlung. Besonders die Muttertiere waren sehr nervös aufgrund der Nahrungsknappheit und der Kampf ums Wasser teilweise dramatisch. 

Den Abend ließen wir bei einem Dinner unter den Sternen ausklingen. 

Am nächsten Tag besuchten wir eine Schule am Rande des Parks, die ebenfalls von Imvelo unterstützt wird. Die Offenheit, Neugierde und unglaubliche Freundlichkeit der Kinder berührten uns sehr. Als wir uns dann spontan entschieden, die ausstehenden Schulgebühren zu begleichen, hatte zunächst der Schulleiter und dann auch wir Tränen in den Augen. 

Den Nachmittag verbrachten wir dann wieder bei den Elefanten, nachdem wir uns bei einem leckeren Buschlunch gestärkt hatten.

Auf den Spuren der Elefanten

Unser nächstes Ziel war die Nehimba Lodge.

Die Nehimba Lodge wird in der Trockensaison von riesigen Elefantenherden besucht, und der Gästepool wird zur Elefantentränke. Da es aber in anderen Teilen des Hwange Parks geregnet hatte, trafen wir nur auf ein paar Dickhäuter, die sich noch hier aufhielten und den Weg zurück in eines der geräumigen Chalets durchaus spannend gestalteten.

Die neun Zimmer der Nehimba Lodge sind sehr schön eingerichtet, und alle haben Sicht auf die Nehimba Pan. Sie stehen auf erhöhten Plattformen, haben eine Art Chalet-Badezimmer mit Badewanne und eine Veranda mit Sitzgelegenheiten. Die Außendusche erreicht man über die Veranda. 

Am Nachmittag unternahmen wir dann noch eine spannende Buschwanderung, während der wir viel Interessantes über die Elefantenpopulation im Hwange Park erfuhren.

Der anschließende Sundowner mit Blick über die Pan bot ein tolles Ende dieses Safaritages.

An den Ufern des Sambesi

Nach einer weiteren Nacht im Park machen wir uns wieder auf Richtung Victoria Falls, wo wir eine weitere Lodge der IMVELO Gruppe besuchten, das Zambezi Sands River Camp. Die wunderschöne Zambezi Sands Lodge liegt direkt am Zambezi Fluss unweit der Viktoria Fälle. Durch die einzigartige Lage innerhalb des Zambezi Nationalparks bietet sie neben Wasseraktivitäten auch tolle Wildbeobachtungen bei Pirschfahrten und Bushwalks.

Aber – wir erinnern uns – Vicfalls ist ja die Adrenalin-Hauptstadt Afrikas, also ging es auch aktiv weiter. Baden im Zambezi! „Gibt es hier keine Krokodile?“ fragten wir etwas unsicher den Guide? „Doch, aber hier ist das Wasser recht flach, wir sehen sie also kommen.“ Ok, nach dieser „beruhigenden“ Aussage stiegen wir alle in das kühle Nass des Zambezis und erfrischten uns. Baden mal anders, es muss ja nicht immer das Mittelmeer sein…

Aber damit nicht genug, es sollte auch noch eine Kanufahrt geben. Nach Einteilung der Zweier-Boote folgten wir unserem Guide den Fluss abwärts. Der Wasserstand war relativ niedrig und somit die Tour auch sehr gut für uns Anfänger geeignet. „Haltet Euch links, rechts lauert das Hippo!“ Ok, da war es wieder, das Adrenalin. Dennoch, ein Höhepunkt unserer Reise, der sehr viel Spaß gemacht hat. Der anschließende Sundowner am Ufer des Zambezis bei Gin & Tonic war ebenso traumhaft wie der Sonnenaufgang über dem Fluss am nächsten Tag, der leider auch schon der letzte unserer Tour sein sollte.

Simbabwe – ein Fazit

Ein kurzer Transfer zum Flughafen und der komfortable Rückflug mit South African Airways über Johannesburg brachten uns wieder ins winterliche Deutschland. Mit aufgefrischtem Afrikavirus und vielen unvergesslichen Eindrücken im Gepäck. 

Zu Recht liegt das Land 2019 auf Platz 3 der Trendziele des Lonely Planet Reiseverlages und zählt mit zu den sichersten Reisezielen Afrikas. Wir erlebten ein Land im Aufbruch und eine Bevölkerung, die sich voller Optimismus und Hoffnung ihren Besuchern und der Welt öffnet.

Neben den Victoriafällen und dem Hwange Nationalpark sollte man aber unbedingt auch den Kariba See, den Mana Pools Nationalpark sowie die historischen Zeugnisse der Great Simbabwe Ruinen besuchen. Aber auch die pulsierende Kulturmetropole und Landeshauptstadt Harare ist immer noch ein absoluter Geheimtipp.

Ein Land, das sowohl geführt als auch als Selbstfahrer gut zu bereisen ist. Simbabwe – ein faszinierendes Ziel für Afrika-Fans!