Raschelnde Büsche, knackende Äste, dazwischen fröhliches Vogelgezwitscher. Und eine halbe Sekunde später entdecke ich links neben mir zwei riesige graue Körper. Ich sehe zum ersten Mal in meinem Leben Elefanten in freier Wildbahn, und kann es noch kaum fassen, da zeigt der Fahrer nach rechts. Und dann überquert vor uns auch noch eine Elefantenkuh mit Baby im Schlepptau die Straße. “Dreh dich um!” ruft mein Mann und ein Bulle, noch viel größer als die anderen, stolziert hinter uns auf die Straße. Wir stehen inmitten einer Elefantenherde.
Das, liebe Leser und Leserinnen, ist passiert, als wir das Tor zum Kruger-Nationalpark gerade einmal eine halbe Stunde hinter uns gelassen hatten. Und von diesem einen Moment an habe ich vergessen, dass ich mich in einem Park befinde. Kein Wunder: mit fast 20.000 km² ist er ungefähr so groß wie Rheinland-Pfalz. Und wer darauf aus ist, die legendären Big Five zu treffen, bekommt hier perfekte Umstände geboten, um diesen Traum Wirklichkeit werden zu lassen. Besonders in der Morgen- oder Abenddämmerung ist richtig viel los auf den Straßen des Kruger! Affenbanden spielten auf den Wegen, Büffelherden spazierten vor den Autos her, unter dem schwarzrötlich glänzenden Fell zeichneten sich massige Muskeln ab. Dagegen sah der Gepard umso graziler aus, als er in der roten Abendsonne an den Straßenrändern auf Pirsch ging. Und kurz nach Sonnenaufgang konnten wir bei einem Bushwalk sogar ganz in der Nähe von Flusspferden frühstücken.
Eine Safari im Kruger-Nationalpark ist zu jeder Jahreszeit aufregend. Der südafrikanische Winter zwischen Mai und Oktober ist trocken und so gibt es wenige Wasserlöcher, an denen sich viele Tiere versammeln. Und auch die Vegetation ist so spärlich, dass es leicht ist, die Tiere zu erspähen. Im Sommer, zwischen Dezember und März, kann es zwar mal regnen, jedoch ist der Reichtum an Fauna groß genug, um auch dann das Once-in-a-lifetime Erlebnis zu haben. Und mal ehrlich: Es sieht dramatisch schön aus, wenn sich über der roten Erde am Horizont schwarze Wolken auftürmen. So war es, als ich im März dort war. Es gab einen einzigen, kurzen Schauer am Abend, und als danach die Wolken wieder aufrissen, schickte die Sonne ihre Strahlen über die Graslandschaft und ließ alles leuchten.
Landschaftlich lässt sich der Park ungefähr so beschreiben: von trockenen Savannen über sanfte Hügel bis zu Flüssen und Tümpeln. Das Auge hat also auch in der ruhigen Mittagszeit genügend Abwechslung. Ein Fernglas sollte in keinem Safari-gepäck fehlen, denn in jedem noch so stillen Fluss steckt Leben und so lassen sich hier und da ein paar Augen ausmachen. Noch besser findet man die Kroko-Augen nachts im Licht der Safarifahrzeuge. Während eines Nightdrives erklärte unser Guide, wie man an den Augenfarben erkennen kann, welches Tier man vor sich hat. Krokodilaugen leuchten nachts rot! Und als neben unserem Safarifahrzeug eine Hyäne auftauchte, die alle Gäste einzeln musterte, erzählte er uns, dass diese eine so starke Beißkraft hat, dass sie Elefantenknochen knacken kann. Wie gut, dass wir hoch oben saßen.
Als wir nach drei Tagen den Park verlassen haben, fühlten wir uns, als wären wir für lange Zeit in einer anderen Welt gewesen. Und dass uns zu unseren Big Five nur noch die Löwen fehlten, machte uns gar nichts aus. Wir haben Wildkatzen auf Bäumen, grasende Nashörner, Krokodile an den Ufern, wunderschöne Antilopen, Herden von Zebras und Vögel in verschiedensten Formen und Farben gesehen. Wir kehren gerne wieder zurück, um auf Löwensuche zu gehen.